Barbiepferd und Schrotpatronen

IMG_0673Was man alles findet. Die ersten beiden Reisen mit der SV Antigua sind vorbei, wir sind nun von den Niederlanden nach Spitzbergen gefahren und in Longyearbyen angekommen. Auf dem Weg haben wir mit unserem Plastik-Projekt für das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung begonnen, und an Land und Strand so einiges gefunden. Es war klar, dass wir viel mehr Plastik und anderen Müll finden würden, als wir jemals auf den Reisen sammeln und zählen können. Wie viel es am Ende ist, hat uns dann doch überrascht.

Wir haben mit den Transektbeobachtungen schon entlang der norwegischen Küste begonnen, wo das Wasser oft türkis und glasklar erscheint. Setzt man sich dann aber eine Stunde lang an die Reling und kontrolliert einen sieben Meter langen Streifen neben dem Schiff, stellt man fest, dass das Wasser bei weitem nicht so sauber ist, wie gedacht. Zum Teil waren wir froh, dass sich drei oder vier Gäste bereit erklärt hatten, bei der Beobachtung mitzumachen, denn alleine kam man mit dem Notieren gar nicht mehr hinterher.

Manchmal taugt Plastikmüll auch sehr gut zum Üben von Mann-über-Bord-Manövern, wenn man eine ganze Insel aus Plastikstreifen, mit denen normalerweise Paletten verpackt werden, im Wasser treibend findet, und der Kapitän beschließt, sie aus dem Wasser zu holen. Auch das haben wir erfolgreich gemacht, elf Minuten hat es gedauert, und diese Insel alleine hat einen halben Bigpack an Müll (diese großen weißen Schiffstaschen) gefüllt. Sie war offensichtlich absichtlich ins Meer geworfen worden, und als wir sie fanden, haben Meeresvögel an den Algen, die zwischen den Streifen hingen, herum gepickt, und sowohl Algen als auch Plastik gefressen . . .

In Spitzbergen haben wir einen Nachmittag unserer Reise dem Säubern eines Strands gewidmet, einen bestimmten Abschnitt ausgemessen, den Müll sortiert und gewogen. Die Resonanz unter unseren Gästen war prima – fast alle waren mit Feuereifer bei der Sache und haben mit viel Engagement geholfen, aussagekräftige Daten zu sammeln. Es ist eine ziemlich schmutzige Arbeit, aber es hat Spaß gemacht. Gefunden haben wir unter anderem Gummistiefel, ein Barbiepferd, viele Schrotpatronen, Computerteile, sehr viele Fischernetze und Fischereimüll, halbvolle Ölkanister, Plastikflaschen und Plastikbehälter aller Art.

Es ist immer wieder ernüchternd, was man alles findet, und dass ein großer Teil des Mülls – abgesehen von Fischereiabfall – laut Verpackungsbeschriftungen doch ganz normaler Hausmüll aus Europa ist, wie Plastikflaschen, Babyöl und Sonnencreme. Auch auf der nächsten Reise werden wir wieder sammeln. Und wieder viel finden, das steht fest.

Ein Gedanke zu „Barbiepferd und Schrotpatronen

  • 5. Juni 2016 um 8:48 pm
    Permalink

    Hallo Birgit,

    auf dem Weg von Harlingen nach Bodö hatte ich gar keine Ahnung, was du so treibst. Inzwischen hab auch ich das mitbekommen. Bin ganz begeistert von deinem Tun. Du bist mit den Daten und Fakten und all den Recherchen ziemlich überzeugend, augenöffnend. Herzlichen Dank dafür.

    Beste Grüße
    Jürgen Bergt

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