Kvitøya und 39 Bären – good-bye, SV Antigua!

Nun habe ich die SV Antigua verlassen, nach einer letzten, wunderbaren Reise. Zum ersten Mal ist die Antigua nach Kvitøya gefahren, zu der mystischen Weißen Insel ganz im Osten Spitzbergens. Damit ging ein seit langem geträumter Traum in Erfüllung. Und nicht genug, haben wir außerdem 39 Eisbären gesichtet, 23 davon an einer Stelle. Was für eine Reise!

Kvitøya, die weiße Insel. Dort hat sich eine Tragödie abgespielt, 1897, eine jener Geschichten, die mich so faszinieren in der Arktis. Der Schwede Salomon Andrée brach in diesem Jahr von der zu Spitzbergen gehörenden Insel Danskøya auf, den Nordpol mit einem Wasserstoffballon zu erreichen, zusammen mit Nils Strindberg und Knut Frænkel.

Die Expedition verschwindet. 33 Jahre lang ist unbekannt, was aus den drei Männern in ihrem Ballon geworden ist.

Bis eine norwegische Expedition die Überreste der Expedition findet, auf Kvitøya, an einem Ort, der heute Andréeneset heißt. Bilder und Tagebücher der Expedition sind zu finden, die Bilder können entwickelt und die Tagebücher gelesen werden. Sie bringen ein bisschen Licht in das Dunkel, doch die wichtigste Frage können sie nicht klären.

Die Fotos und Aufzeichnungen zeigen, dass der Ballon abstürzte, und die Männer sich auf dem arktischen Packeis wieder fanden. Sie kämpften sich durch nach Kvitøya – und starben bald nach ihrer Ankunft dort. Warum, ist bis heute unklar. Sicher ist Kvitøya kein gemütlicher Ort, doch zwei Jahre zuvor war es Fridtjof Nansen und Hjalmar Johansen schon auf Franz Joseph Land gelungen, in einem Erdloch zu überwintern. Möglich war es also. Warum gelang es den drei Männern nicht? Warum starben sie, wohl genährt? Warum enden ihre Tagebucheinträge mit dem Erreichen der Insel?

Und um die Geschichte vollends faszinierend zu machen, spielt auch noch die Liebe eine Rolle: Nils Strindberg war mit Anna verlobt. Anna wartete und wartete. Und Nils kam doch nicht wieder. Endlich heiratete sie nach Jahren einen anderen, doch als sie starb – nachdem man mittlerweile die drei Abenteurer nach Schweden zurückgebracht und begraben hatte, bat sie darum, dass ihr Herz neben Nils Strindberg zur Ruhe kommen sollte. Und ihr Ehemann hatte das Herz, ihren Wunsch zu erfüllen.

Was für eine Geschichte!

Und nun war es also so weit, wir schafften es mit der Antigua, Kvitøya zu erreichen, und dort auch noch an Land zu gehen, was wegen Eis, Wetters, Wind und Bären nicht oft möglich ist. Es war das erste Mal, dass die Antigua Kvitøya erreichte, mit Captain Maarten. Für die Crew und die Gäste ein unvergessliches Erlebnis. Lange konnten wir nicht an Land bleiben, denn sowohl auf Kræmerpynten als auch Andréeneset lagen Bären in der Nähe. Trotzdem gelang es uns. Momente wie diese sind es, warum wir all das tun, was wir tun.

Damit nicht genug, haben wir danach 23 Eisbären gesichtet – an einem Ort. Ein Walkadaver am Strand war der Grund für diese Ansammlung. Wir blieben stundenlang vor dem Strand liegen und beobachteten die Bären beim Fressen, Schlafen, Spielen. Noch ein wunderbares Erlebnis.

Dieser schönen Bärensichtung folgte eine traurige – auf Edgeøya haben wir einen toten Bären entdeckt. Er lag in Strandnähe, ein junger, wohlgenährter Bär. Er lag seltsam verdreht, als habe er sich aufgerichtet und sei dann umgefallen. Eine sehr ungewöhnliche Lage für ein totes Tier das aus natürlichen Gründen gestorben ist, und so riefen wir den Sysselmann an, der ankündigte, den Bär abholen zu wollen. Vielleicht erfahren wir dann noch mehr über die Todesursache.

Interessant an diesem Erlebnis war allerdings, dass wir den Bären, der abgesehen von kleineren Wunden in sehr gutem Zustand war, sehr genau anschauen konnten. Und einmal mehr einen Eindruck bekommen konnten, was für kraftvolle Tiere Eisbären sind…

Und dann verließen wir die SV Antigua, Captain Maarten und ich. Es waren wunderbare Monate, seit April mit dieser besonderen Crew zu arbeiten. Es war schön. Schöner geht es eigentlich nicht mehr, dank dieser Menschen.

Das Plastikprojekt für das AWI hat während der letzten Reise pausiert. Rolf Stange und Michelle van Dijk, die nächsten ELs auf der Antigua, Kapitän Joachim Schiel und Maike Wäscher werden es aber weiter führen – und ich habe es auf meinen nächsten Schiffen ebenfalls vor.

Denn die Saison ist noch nicht vorbei – wir bleiben in der Arktis, Maarten auf der SV Rembrandt van Rijn in Grönland, und ich auf der MV Plancius und der SV Noorderlicht in Spitzbergen, bevor wir uns in Grönland wieder treffen. Eine lange, wunderbare Saison!

2 Gedanken zu „Kvitøya und 39 Bären – good-bye, SV Antigua!

  • 3. August 2016 um 2:56 pm
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    No, not yet anything known about the cause of death. The garbage in the back is garbage we collected, it was not a pile beside him. If I get to know anything, I will write about here, and yes, look very forward to talk after the season!

  • 3. August 2016 um 12:44 pm
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    Yes, very interesting post! Did you find out what caused the death? There is plastic litter in the background of the photo showing the dead body. Did the bear have litter in its intestinal tract?
    Looking forward to talking to you when you are back
    Melanie

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