Mikroplastik in Nordaustlandet

DSC02955Plastiksammeln mit Künstlern – eine ganz neue Erfahrung! Die vergangenen beiden Wochen waren wir mit einer Künstlergruppe auf der SV Antigua unterwegs, junge Menschen aus aller Welt, die über die Organisation „The Farm“ zu uns kommen. Sie haben mit Begeisterung an unserem Plastikprojekt für das Alfred-Wegener-Institut teilgenommen. Und ganz anders als alle anderen Gruppen bisher!

Sørvika, Nordaustlandet. Wir kommen an einen Strand, den wir am 10. August 2015 sauber gemacht haben, vor nicht einmal einem Jahr also. Damals lag hier so viel, dass wir den Müll in einem großen Sack am Strand stehen ließen und die Koordinaten an den Sysselmann gaben. Nun, nach zehn Monaten und zehn Tagen, liegen wieder Fischernetze, sehr viel Plastikfolien und Plastikplanen, weiße Fischkisten und ein langes Schiffstau im Kies.

Wir gehen den Strandabschnitt ab und finden hinter einigen Baumstämmen einen Bereich, in dem sich eine Unmenge an kleinsten Plastikteilchen angesammelt hat. Die meisten Stücke sind kleiner als 2 x 2 cm, viele sind wenige Millimeter groß, und alles ist vermischt mit sehr vielen Vogelfedern und Seegras.

Normalerweise beginnen unsere Gäste bei den Strandreinigungen bei den großen Teile. Den Netzen, Tauen, Plastikplanen. Für das Aufsammeln von Mikroplastikteilchen konnte ich bislang noch niemanden begeistern. Die Künstlergruppe aber ist anders als alle Gruppen zuvor: Sie sehen ganz andere Details, setzen sich in den Kies und beginnen, die kleinen und kleinsten Teilchen aus den Federn und Algen zu picken. Sie gehen dabei unglaublich akribisch und genau vor. Und so sitzen irgendwann fast alle in einer Reihe auf dem Boden und säubern kleine Flächen um sich herum, bis fast alles fort ist. Komplett alles aber schaffen wir nicht, es ist zu viel kleines Plastik hier, und vieles ist auch nur schwer zu erkennen, weil es sich mittlerweile zu Teilchen geformt hat, die wie Sandkörner aussehen und schwer von echtem Sand zu unterscheiden sind.

Während dieser Friemelei überlegen die Künstler, dass es für diese Arbeit einen Plastikstaubsauger oder –magneten geben müsste. Man darf gespannt sein, ob einer von ihnen nun einen solchen entwickeln wird!

Als Wind aufkommt, packen wir Federn und Algen und Plastik gemischt ein, und beschließen eine genauere Sortierung an Bord der Antigua. Auch das Wiegen müssen wir erstmals an Bord machen, denn die Teile sind so klein, dass ständig wieder etwas weg weht, am Strand.

Nach 2 Stunden an Land schaffen wir also mehrere Säcke Abfall an Deck der Antigua.

Nach weiteren 2,5 Stunden, in denen wir zu dritt Plastik von Federn trennen, sortieren, zählen und wiegen, wissen wir: Wir haben 41 Kilogramm Müll an diesem Abschnitt gefunden, darunter vier Schuhe, den Kopf eines Plastikraben, den Fuß einer Puppe, sehr viel Netze und Pallettenverpackungen, und sehr viele Kleinteile.

Damit nicht genug: Maya beschenkt uns mit einer Spontanskulptur, die sie aus dem Plastik an einem anderen Strand gebaut hat, Adam überlässt uns die Aufnahmen, die er mit Hilfe seiner Drohne gemacht hat – vom Strand vor dem Sammeln, während der Aktion, und gesäubert – und Transektmessungen während der Fahrt machen sie auch noch. Dank dieser wirklich enthusiastischen Künstlergruppe kommen wir mit sehr vielen neuen Daten von dieser Reise zurück. Das war ein echtes Kunststück!

Ein Gedanke zu „Mikroplastik in Nordaustlandet

  • 3. August 2016 um 12:45 pm
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    Wow, this is unexpected! We look forward to your results then!
    Best
    Melanie

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