Das Seemonster

DSC05967Wir haben gekämpft. Und gewonnen. Vier Stunden haben wir gebraucht, um ein orangefarbenes Seemonster zu erlegen, das sich auf einem Strand Spitzbergens niedergelassen hatte – für das Plastikzähl- und Sammelprojekt für das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung. Hinterher waren wir müde und schmutzig und haben selbst gestunken wie das Monster. Aber wir hatten es an Bord. Seemonster 0, Antigua 1!!!

Es ist das größte Objekt, das je von der Crew der SV Antigua von einem Strand geholt wurde – und oft wird ein solcher Einsatz wohl nicht wiederholt werden. Für unser Plastiksammel- und Zählprojekt für das AWI hatten wir mit EL Rolf Stange einen Strand an der Reinsdyrflya ausgewählt. Bei der Ankunft stellten wir fest, dass der Abschnitt nicht übermäßig vermüllt erschien. Die üblichen Fischernetze und Plastikplanen lagen herum, aber nicht so viel wie an manch anderem Strand hier. Es lag dort aber auch ein orangefarbenes Etwas, das nicht leicht zu identifizieren war. Ein Gewirr aus Plastik- und Hanfseilen, orange, schwarz, fast eingearbeitet in den Strand, eingebaut in Sand und Steinen. Kein Fischernetz, eher ein Seilfender. Irgendetwas, das Reibung zwischen Schiffen verhindern soll. 5,60m mal 1,80 m maß dieses Ding, und es schien wie einbetoniert.

Dieses Monster erweckte die Jagdlust unseres Kapitäns Maarten. Nach anfänglichem Zerren wurden Seile, Haken, zwei Zodiaccs, zwei Schaufeln, eine Axt, mehrere Messer und 15 Menschen eingesetzt, um das Ding von dem Strand zu bekommen. Lang sah es aus, als würde das nicht gelingen, aber nach etwa 2 Stunden hatten wir es aus dem Sand gegraben. Teil Eins war erledigt.

Wie sollte das Ding nun aber an Bord der Antigua kommen? Wir holten mehrere Fender, große Treibkörper, die wir an dem Monster befestigten, und zogen es mit den Zodiacs ins Wasser – wo es blubbernd unterging, an der Oberfläche nur zwei Fender als Mahnung. Also mussten weitere Fender her, und schließlich hatten wir das Monster neben dem Schiff. Teil Zwei geschafft!

Wie bekommt man nun etwas, das so groß ist und vermutlich mehr als 1000 Kilo wiegt, an Bord? So viel: Es hat lange gedauert, es ging einiges kaputt, aber nach weiteren zwei Stunden platschte das Monster an Deck, wo es nass, stinkend und orange liegen blieb. Wenn man etwas wirklich will, dann geht es auch- vor allem, wenn so viele zusammenhelfen! Teil Drei geschafft! Anlässlich dieses Erfolgs, der vier lange Stunden auf sich warten ließ, gab Maarten eine Kapitänsrunde aus.

In den nächsten Tagen wurde das Monster an Deck zerteilt, damit es in Longyearbyen nicht mehr so viel Widerstand leisten können würde, wenn wir es von Bord haben wollten. Noch einmal eine Stunde und eine Flex waren dazu nötig. Immer noch aber waren die Teile zu groß, um sie selbst mit einem Flaschenzug mit unserer 50-kg-Federwaage zu wiegen. Wir schätzen deswegen, dass das Monster insgesamt 750 Kilogramm gewogen haben muss. 750 Kilo vor allem Plastikseile, in denen sich viele Tiere verheddern können, an denen viele Vögel fressen können, 750 Kilo Plastik, das sich nicht an einen Strand gehört.

Ohne die Gäste der SV Antigua wäre das nicht möglich gewesen. Wir mussten alle zusammen helfen und einen Abend unserer Reise diesem Monster widmen, sonst wäre es nicht gegangen. Fast alle haben mitgeholfen – danke!

Auf der kommenden Reise werde ich mich 14 Tage lang vor allem Transekten widmen, bei denen ich nach im Meer treibendem Müll suchen werde. Mal sehen, was ich da alles finde! Hoffentlich kein Monster mehr.

2 Gedanken zu „Das Seemonster

  • 15. Juni 2016 um 4:39 pm
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    Ein gutes Resultat von der Monststerbekämpfung! Schön dass zoviele Gäste auch mitgearbeitet haben! Dass wurde eine gute Teambildung.
    Grusse und eine schöne weitere Reise, auch für den Kapitän!

    Vicky und Dick

  • 14. Juni 2016 um 7:18 pm
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    Ihr seid großartig! Auch wenn ein kleiner Tropfen, ist es ein großer Erfolg! Toller Einsatz von allen.
    Lieben Gruß an die Crew, auf die Segelfahrt!
    Jonas

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