Plastic fantastic (1) – Erstmal schauen, was drin ist

Wer nichts weiß, kann nicht handeln. Deswegen bin ich begeistert von den vielen praktischen Apps, die es mittlerweile gibt: Mit ihrer Hilfe erfährt man in Sekundenschnelle die Inhaltsstoffe eines Produkts, was an diesen Stoffen gut und schlecht ist und ob das Produkt insgesamt gut oder schädlich ist. Man scannt einfach nur den Barcode. Wer mit diesen kostenfreien Apps zuhause einige seiner täglich verwendeten Produkte scannt, wird staunen, was er alles findet. Als ersten Schritt in ein Leben mit weniger Plastik empfehle ich deshalb erstmal, einfach nachzusehen, was man so alles hat. Dann kann man entscheiden, ob man diese Produkte weiter verwenden will oder nicht und sich gegebenenfalls auf die Suche nach Alternativen machen.

Der Scan der Produkte, die ich selbst verwende, hat mir die Augen geöffnet: Ich begann in meinem Badezimmer, und obwohl ich ausschließlich (vermeintlich) hochwertige Kosmetikmarken und Pflegemittel verwendete, für die ich viel Geld bezahlte, waren in allen Produkten bedenkliche und sehr bedenkliche Inhaltsstoffe. Ich hatte kein einziges Produkt im Schrank, das nicht etwas enthielt, was in der App rot und damit bedenklich markiert wurde. Ich verspreche jedem, dass er auch in seinem eigenen Badezimmer fündig werden wird: Plastik, Palmöl, hormonell wirksame Stoffe, bunt gemischt im Badezimmerschrank. Und nicht nur da – auch im Kühlschrank und überall im Haushalt.

Dieses Wissen ist wichtig. Eigentlich müsste es so sein, dass diese Informationen transparent und direkt auf den Produkten stehen. Eigentlich müsste es so sein, dass bestimmte Inhaltsstoffe gar nicht in Produkten enthalten sein sollten. Und eigentlich müsste es so sein, dass wir erwarten können, grundsätzlich gute und für uns und unsere Welt unschädliche Produkte in den Regalen zu finden. Das ist leider nicht so – aber so lange diese Informationen fehlen, kann man sich wunderbar dieser neuen Hilfsmittel bedienen. Ich stelle hier einige dieser Apps vor.

Code Check – eine riesige Datenbank, in die man beliebig tief eintauchen kann

Code Check ist die App, die ich am häufigsten verwende. Es gibt kaum ein Produkt, dass man mit dieser App nicht beurteilen kann. 40 Millionen Produkte sind in die CodeCheck-Datenbank mittlerweile aufgenommen. Die App ist in einer Grundform, die eigentlich schon alles leistet, kostenlos. Wenn man sie ohne Werbung haben möchte, zahlt man einmalig 6,99 Euro. Das habe ich gemacht, weil ich die Arbeit von CodeCheck so wichtig finde, dass ich für diese App gern diesen kleinen Betrag gezahlt habe. Ist die App geladen, kann man sie direkt verwenden: Einfach Barcode eines Produkts scannen und es werden Inhaltsstoffe und deren (Un-)bedenklichkeit angezeigt. Falls einem bestimmte Themen besonders wichtig sind, kann man die App personalisieren und aus vier Basis-Profilen wählen: General-, Beauty-, Fit- oder Green-Checker. Zusätzlich gibt es auch noch einen Blog über umweltfreundliche Produkt-Themen.

Als Beispiel habe ich den Scan des Duschgels „Nivea lemongrass & oil“ vorgenommen. Folgendes Ergebnis wurde mir angezeigt:

Im ersten Fenster (1) sieht man auf einen Blick, das ein ziemlich großer Anteil des Kreises rot ist – das bedeutet, das ein erheblicher Anteil bedenklicher Inhaltsstoffe enthalten sind. Wer es genauer wissen möchte, kann weiter klicken (2) und erfährt, wie viele Inhaltsstoffe wie eingeordnet wurden – hier zwei als hormonell wirksam, zum Beispiel. In der dritten Ebene (3) werden die einzelnen Stoffe benannt. In der vierten Ebene (4, 5,6,7) wird schließlich erklärt, warum die Mittel in dem Produkt enthalten sind, hier zum Beispiel: schützt das Produkt vor UV-Licht, und auch, was daran problematisch ist, hier zum Beispiel: Hormonelle Störungen und Veränderungen der Geschlechtsorgane wurden bei Tieren dokumentiert.

Einsehbar sind auch die Daten und ihre Herkunft, die schließlich zu den Einstufungen der Inhaltsstoffe führen. Als Quellen führt die App unter anderem auf: Die Europäische Kommission, Verbraucherzentrale Hamburg, Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland, Greenpeace, Scientific Committee on Consumer Safety Europe, Deutscher Allergie- und Asthmabund und eine ganze Reihe anderer Institute oder Vereine.

Für meine Vorträge habe ich ganze Regalreihen an regulärer Kosmetik, Shampoos, Duschgels bei Rossmann, dm und Müller gescannt. Ergebnis: Bei keinem einzigen der Produkte war der Kreis grün. Ausschließlich bei zertifizierter Naturkosmetik bin ich mit grünen Kreisen fündig geworden.

Mehr über die Geschichte von CodeCheck, die Vision dahinter, die Finanzierung, Arbeitsmöglichkeiten und vieles mehr gibt es auf der Seite von CodeCheck.

Beat the microbead – die App der Plastic Soup Foundation

Die in englisch geführte App der Plastic Soup Foundation mit Sitz in den Niederlanden kämpft vor allem gegen Mikroplastik in Produkten. Sie funktioniert genauso, wie die CodeCheck-App, man scannt einfach den Barcode ein und bekommt das Ergebnis angezeigt. Viele Menschen glauben, dass Mikroplastik relativ leicht zu entdecken ist: Kügelchen in Peelings oder Zahnpasten. Ist kein Kügelchen im Produkt, ist auch kein Plastik drin. Das ist aber nicht so.

Der Report des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) 2015 hat deutlich gezeigt, dass Plastik in einer großen Bandbreite in Produkten vorkommt: Als Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyethylene terephthalat (PET), Polymethyl methacrylat (PMMA) oder Nylon oder anderen.

Auf der Internetseite von Beat the Microbead kann man unter anderem eine nach Ländern geordnete Produktliste einsehen, der man entnehmen kann, ob ein Produkt Mikroplastik enthält oder nicht. Diese Liste wird immer von NGO´s aktualisiert. Auch mit dieser App habe ich das Nivea lemongras & oil Duschgel gescannt.  Folgendes nebenstehende Ergebnis wurde mir angezeigt – das Produkt enthält Mikroplastik. Tiefer geht die Information hier nicht, wer aber gezielt Informationen über Plastik haben möchte, kann sich hier informieren.

Kritisiert wird an dieser App häufig, dass viele Produkte noch nicht aufgenommen sind. Das kann man ändern, indem man zum Beispiel selbst bei der Aufnahme hilft. Informationen dazu gibt es auch auf der Internetseite der App.

 

ToxFox – die App gegen Hormone, Protestmöglichkeit inklusive

ToxFox ist die App des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die sich vor allem gegen Inhaltsstoffe, die hormonell wirksam sind, richtet. Mit ihr kann man nicht nur herausfinden, ob ein Produkt solche Inhaltsstoffe enthält, sondern auch gleich noch beim Hersteller gegen diesen Stoff protestieren – mit einer vorformulierten Mail, die man mit einem Klick verschicken kann.

Mehr als 80.000 Produkte sind in der App mittlerweile aufgenommen, vor allem Kosmetik und Kinderspielzeug. Die App zeigt dann auch, ähnlich wie CodeCheck, die Inhaltsstoffe, ihre Funktion und Bedenklichkeit an. Wieder habe ich das nun schon bekannte Duschgel von der App beurteilen lassen.

Das Ergebnis:

In dem ersten Bildschirm (1) wird angezeigt, dass das Produkt hormonell wirksame Stoffe enthält. Im zweiten Bildschirm (2) wird erklärt, welche Funktion diese Stoffe im Produkt haben und welche Problematik der Stoff mit sich bringt. Und im dritten (3) schließlich kann man aus dem eigenen Mailpostfach die vorformulierte Mail an den Hersteller schreiben. Das habe ich natürlich getan. (Von Nivea bekommt man dann umgehend eine vorgefertigte Mailantwort, in der argumentiert wird, dass alle verwendeten Inhaltsstoffe den gesetzlichen Vorgaben entsprechen.)

Wer kein Smartphone hat, kann auf der Webseite des BUND übrigens auch einfach den Nummerncode unter dem Barcode eingeben und erhält ebenso eine Beurteilung.

Egal welche App man anwendet – über die Ergebnisse wird man überrascht sein, meistens leider negativ. Das gewonnene Wissen zeigt einem aber auch, wo es sich im eigenen Haushalt und Umfeld am meisten lohnt, etwas zu verändern, um sich, seine Familie und seine Umwelt vor unnötigen Giften zu schützen. Und da kann man dann ja anfangen, Schritt für Schritt. Einen ersten Schritt zeige ich euch in meinem nächsten Blogteil.