Das Plastik–Projekt: Datensammlung für das Alfred-Wegener-Institut auf der SV Antigua

awi_logoAntiguaTot ziens, Franeker! Heute fährt die SV Antigua von Franeker nach Harlingen, und am Sonntag beginnt unsere Reise nach Spitzbergen. In dieser Saison verwirklichen wir an Bord der SV Antigua ein spannendes Projekt, das ich zusammen mit dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung auf die Beine gestellt habe: Wir werden die Plastikverschmutzung von Meer und Stränden auf unserem Weg untersuchen – zusammen mit unseren Gästen.

Seitdem ich zum ersten Mal in Spitzbergen an Land gegangen und bis zum Knie in angespültem Plastikmüll stand, beschäftigt mich das Ausmaß der Verschmutzung unserer Meere. Hier ein paar Zahlenbeispiele aus der Nordsee:

  • In der südlichen Nordsee wurden bei aktuellen Messungen 236 Müllteile pro 100 Meter Strandlinie festgestellt, 11 Kilo Abfälle pro Quadratkilometer Meeresboden, 97,4 Prozent der Nester der Basstölpelkolonie auf Helgoland enthalten Kunststoffe und 95% der tot gefundenen Eissturmvögel hatten durchschnittlich 25 Kunststoffteile im Magen.

Die Erhebung dieser Daten ist wichtig, um das derzeitige Ausmaß der Verschmutzung überhaupt zu kennen. Gemeinsam mit Melanie Bergmann und Lars Gutow vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven (AWI) habe ich ein Projekt entwickelt, um zusammen mit unseren Gästen genau solche Daten zu sammeln.

Die SV Antigua ist dafür ein perfektes Schiff. Die engagierte Mannschaft der Antigua war eine der ersten, die auf Spitzbergen begonnen hat, Plastikmüll einzusammeln. Meistens fragen die Gäste selbst danach, sobald sie den vielen Müll an den Stränden sehen – und die Mannschaft der Antigua ermöglicht dann gerne zum Beispiel einen Nachmittag, an dem gezielt ein Strandabschnitt gesäubert wird. Mit der SV Antigua sind wir außerdem in der Lage, auch Strände anzulaufen, die kaum oder gar nicht von anderen Schiffen besucht werden, um so ein Bild der realen Verschmutzung festhalten zu können.

Zusammen mit dem AWI haben wir erarbeitet, dass wir unsere Plastiksammlung im Grunde nur unwesentlich verändern – und erfassen – müssen, um die Daten wissenschaftlich nutzbar zu machen, ohne die Angelegenheit zu komplex werden zu lassen.

Gemeinsam mit den Passagieren werden wir zwei Arten der Messung ausführen:

  • Transektmessung während der Fahrt: Auf einer festgelegten Breite neben dem Schiff wird festgehalten, wie viel und welchen Müll wir im Wasser treiben sehen, auf einem mit GPS gemessenen Wegstück.
  • Müllzählung am Strand: In einem abgemessenen Strandbereich wird der komplette Müll fotografiert, eingesammelt, in Kategorien unterteilt und gewogen, bevor er aufs Schiff gebracht wird.

Das Alfred-Wegener-Institut hat uns dafür mit den wissenschaftlichen Formularen ausgestattet, die auch bei Projekten auf der Polarstern verwendet werden und außerdem Federwaagen und GPS zur Verfügung gestellt. Unsere gesammelten Daten fließen im AWI in eine große Datensammlung zur Plastikverschmutzung der Ozeane ein.

Am Ende der Saison werden wir hoffentlich aussagekräftige Daten gesammelt haben, die das Bild der Verschmutzung auf Spitzbergen deutlich machen können. Wir, die Mannschaft der SV Antigua und die Verantwortlichen beim AWI, sind alle gespannt, wie das Projekt verlaufen wird und welche Daten wir sammeln werden – und wie viel Interesse unsere Gäste an diesem Projekt haben werden.

Das AWI hat uns auf jeden Fall eine ganze Palette mit Geschenken nach Franeker geschickt, die die Gäste für ihren Einsatz bekommen werden.

Am Sonntag, den 8. Mai geht es aus dem friesischen Harlingen los Richtung Norden. Ich werde hier immer wieder von unseren Sammlungen berichten. Denn eines ist sicher: Genügend Müll werden wir auf jeden Fall finden.