Die Autorin Birgit Lutz ist eine Arktisexpertin, die einst auf Skiern zum Nordpol und durch Grönland wanderte. Sie nimmt die Leser*innen mit auf eine von ihr organisierte und begleitete Bootsreise rund um Spitzbergen. Die wird zum Leseabenteuer. Da werden nicht nur beeindruckende Erlebnisse arktischer Schönheit vom Boot aus geschildert, sondern auch von Erkundungen an Land und dass Touristen Plastikmüll sammelten, der später der wissenschaftlichen Analyse am Alfred Wegener Institut in Bremerhaven zugeführt wurde. Im Text sind zahlreiche Gespräche und Interviews mit Fachleuten, vor allem Arktisforscher*innen, eingearbeitet. Sie beleuchten von verschiedenen Seiten die Klimakrise und die dadurch verursachte Beschädigung der Arktis mit weitreichenden Auswirkungen auf die Biosphäre unseres Planeten.
Man erkennt: die Arktis ist zwar weit weg aber doch zwingend nah und beteiligt an unserem Alltag, in dem wir, die Wirtschaft und die Politik zum Klimawandel beitragen. Die Forscher*innen kommen in dem Buch selbst zu Wort. Die Autorin hinterfragt nicht nur deren Wissen sondern auch deren Gefühle und Gewissen. Denn ein Kernanliegen des Buches ist, immer wieder zu ergründen, wie zum Schutz der Arktis und damit auch zum Erhalt einer menschenverträglichen Biosphäre beigetragen werden kann.
Das Buch erschüttert und ermutigt zugleich, ist sehr gegenwartsnah und führt uns individuell und politisch nicht nur die dramatische Veränderung der Bio/Geosphäre von Augen, sondern drängt mit Ungeduld zum Handeln. Und es fasziniert immer wieder durch Schilderungen gegebener Schönheit trotz der unter dem Klimawandel sich verändernden Küsten, Fjorde und Eislandschaften. An deren ferner Einsamkeit, Stille, Weite und Stimmungen können viele von uns nicht teil haben. Aber vielleicht näherungsweise, beim Gang in stille geschützte Landschaften, erfahren wir in ähnlicher Weise Ermutigungen durch die Natur.
Das Buch liefert reichhaltig Denkanstöße und Quellenverweise, ist reich mit Fotos und Grafiken bebildert.
Gerhard Trommer